Ich persönlich habe die Selbsthilfegruppen der Anonymen Spieler selber nicht genutzt, aber sie haben ein Genesungsprogramm, das vielen schon geholfen hat. Nach über 6 Jahren Spielfreiheit habe ich mich nunmal hingesetzt und die 12 Schritte der Anonymen Spieler für mich definiert.

 

 

1. Wir gaben zu, dass wir dem Spielen gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten.

Ich wurde seit 1978 durch meinen Unfall sehr von meiner Mutter behütet. Beim Tisch abräumen hieß es oft "Ach lass, mit Deiner Hand geht es schwieriger, ich mach das schon." Toll, dadurch entwickelte ich natürlich kein Selbstbewusstsein und konnte nicht alleine leben, war klar. Ich war hilflos in der realen Welt. Dann zog ich direkt von meiner Mutter mit meinem jetzigen Mann zusammen, ohne vorher mal alleine zu leben. Ja, wie konnte ich da mein Leben meistern? Das kam erst 1998 in meiner eigenen Wohnung, wo ich endlich auf eigenen Füssen stand und allen beweisen konnte, dass ich doch mein Leben meistern konnte

 

2. Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.

Klar, durch den Unfall war ich oft in psychiatrischer Behandlung, da ich mich sehr stark auch im Wesen verändert hatte. Aber als geistig krank sah ich mich nicht. Das ist mir erst jetzt, durch dieses Forum bewusst geworden. Spielsucht sah ich bei mir bis dahin nur als "dumme Gewohnheit" oder eben Spaß an. Ich denke, dass ich diesen Schritt nur durch meinen "Therapeuten" Blacky schaffte, der im Oktober 1998 zu mir kam. Er war einsam und verlassen, genauso wie ich. So bauten wir uns gemeinsam wieder auf.

 

3. Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes - wie wir ihn verstanden - anzuvertrauen.

Nun zum ersten Mal vertraute ich mir selbst. Ich denke, dass es das ist, was ich mit diesem Schritt verbinde. Gott ist nicht im Himmel und führt uns an Bändchen. Nein, er sitzt zwar  irgendwo tief in meinem Herzen, doch bin ich nicht so sehr gläubig, dass ich Gott in alles hineininterpretiere.  Doch irgendwas gab mir die Kraft, meine Wohnung vorbildlich zu führen. Wer gab mir plötzlich das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen? War es Gott? War es eine höhere Macht?

 

4. Wir machten gründlich und furchtlos eine moralische und finanzielle Inventur in unserem Innern.

Ohja, endlich hatte ich jemanden, bei dem ich mich aussprechen konnte, dem ich alle meine Geheimnisse anvertrauen konnte, dessen Fell ich Tag für Tag vollheulen konnte. Einfach einen Partner, der mich nie verrät. Der zu mir hält, egal was es ist. Der mich nicht verurteilte, der einfach "nur" da war. Dadurch kam einiges in mir heraus, was tief in mir vergraben war. Worüber ich bisher nie gesprochen habe. Durch dieses konnte ich vieles verarbeiten und schöpfte Kraft, meine finanzielle Sachen zu regeln.

 

5. Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.

Ohja, es ist schwer, seine eigenen Fehler einzugestehen. Aber es geht und bringt einen weiter in seinem Leben. Durch das selber Eingestehen, ging der Weg auch leichter, sich Freunden und Familie anzuvertrauen und endlich mal offen darüber zu reden.  Ich war oft überrascht, wie viele positiv darauf reagierten. Sie verstanden und dadurch gab es mir weitere Kraft für mich und ließ mich meinen Weg weiterhin positiv fortsetzen.

 

6. Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.

Wie gesagt, ich glaube daran, dass Gott irgendwo tief in meiner Seele sitzt, ich aber selbst für mich sorgen muss. Also musste ich mich selbst ändern. Das übernimmt keiner für mich. Doch durch die Hilfen, wie Blacky und meine eigene Wohnung, hatte ich in mir eine Kraft, so dass ich mich Tag für Tag ein Stückchen änderte. Heute heißt es, dass ich mich um 180 Grad geändert hätte. Das kann ich im nachhinein nicht so sehen, aber man sieht es bei sich eh schlecht. Es ist, wie ich plötzlich auf andere wirke und was sie über mich denken. Da weiß ich, dass ich mich wirklich geändert habe. Durch das positive, weiß ich, dass der Weg richtig war und ist.

 

7. Demütig baten wir ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.

Oh, ich habe immer noch Macken und Fehler. Aber es sind heute andere, nicht welche, die mich finanziell und seelisch töten. Was wäre ein Mensch auch ohne Macken??? Aber ich denke, dass ich das Schlimmste von mir gelassen habe und bin froh darüber. Wem ich danken muss, das lasse ich dahingestellt.

 

8. Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten, und wurden willig, ihn bei allen wiedergutzumachen.

Ohja, die Liste wurde lang. Zuerst Jochen (Mann meiner Mutter), dann natürlich meine Mutter, mein Mann, meine Schwester, Freunde usw. Aber ich war bereit, vor ihnen meine Fehler einzugestehen und mich voll zu öffnen. Wenn es schief gehen sollte und ich nur Vorwürfe ernten würde, war ich gefestigt, denn ich hatte meinen festen Platz gefunden. Das war meine Höhle (meine Wohnung) und da wo mein Hund war.

 

9. Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war - es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.

Nun, die schlaflosen Nächte meiner Mutter oder die psychischen Schäden, die ich meinem Mann zugefügt habe, kann ich nicht wieder gutmachen. Aber ich habe zum Glück immer wieder eine Chance bekommen und habe vieles wieder gutgemacht. Was nicht mehr geht, versuche ich nun besser zu machen. Diese Chance habe ich nun und nutze sie voll aus. Durch meine Offenheit haben viele verstanden und reagieren jetzt auch anders. Und wenn es zehnmal länger dauert, weil ich Teller für Teller abräumen muss. Na und? Ich lasse mich nicht drängeln und es tut, manchmal zu meinem Leidwesen jetzt, auch keiner mehr. Bei Jochen und meiner Mutter versuchte ich mit einer kleinen Ratenzahlung meinerseits den finanziellen Schaden wiedergutzumachen. Aber das war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber es tat mir gut.

 

10. Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.

Ja, ich sehe heute meine Fehler sofort ein. Es ist nicht immer leicht, sie zuzugeben, aber vor selbst rechfertige ich mich heute noch und gehe oft mit mir selbst hart zu Gericht. Ich versuche diesen Fehler dann in Zukunft nicht mehr zu machen.

 

11. Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott - wie wir ihn verstanden - zu vertiefen. Wir baten ihn, nur seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.

Nun, das ist bei mir auch eher eine innerliche Zwiesprache, manchmal auch laut. Ich rede mit mir, schimpfe auch mal. Das tut auch mal ganz gut. Wenn ich es brauche, gehe ich zum Friedhof, dort wo meine 2 Stiefväter und meine Omi liegen und spreche innerlich am Grab mit ihnen. Einfach auch mal, um Kraft zu tanken oder eine andere Ansichtsweise zu bekommen. Irgendwie tut mir das gut.

 

12. Nachdem wir durch diese Schritte ein seelisches Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an süchtige Spieler weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.

Auch diesen Schritt habe ich erfüllt, durch Schaffung dieser Seite und des Forums.

 

Fazit:

Es ist viel durch meine Kindheit zerstört worden, aber ich hatte die Kraft, mich selbst zu ändern. Eine große Hilfe war und ist dabei mein Hund. Wer hat ihn mir geschickt? War es Zufall oder Schicksal?